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Kulturgemeinschaft Ludwigsfeld e.V.
( Culture & Arts Association of Ludwigsfeld )
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KUGEL e.V. / SATZUNG / MITGLIEDER AUFNAHMEANTRAG
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Münchner Merkur 22.01.2024
Soziales und Kultur in der ehemaligen Sanitärbaracke
Ludwigsfeld: Politiker fordern, dass Stadt Gebäude der ehemaligen KZ-Außenstelle Allach kauft
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Kalmücken-Buddhisten in Ludwigsfeld
von Ewgenij Repnikov M.A.
Der erste kalmückisch-buddhistische Tempel im Münchner Norden bestand ab 1946 in der Baracke 23 im DP-Lager Schleißheim-Feldmoching. Geleitet wurde er von Bakscha Sodba Buruldinow (1888-1964), der 1952 in die USA auswanderte, dort verstarb und im kalmückisch-buddhistischen Teil des russisch-orthodoxen Friedhofs von Jackson, New Jersey, beigesetzt wurde.
Den ersten buddhistischen Tempel in Ludwigsfeld gründete, im Zusammenhang mit dem Umzug vieler Kalmücken aus dem Lager Schleißheim-Feldmoching in die neue Wohnsiedlung Ludwigsfeld bzw. ins Regierungslager Ludwigsfeld, München 54, Bakscha Menko Nasna Nime 1953 in der Baracke 22 im Lager Ludwigsfeld, München 68, an der Dachauer Straße. Er selbst lebte in der Baracke 26.
Nach dessen Auswanderung in die USA leitete Gebke Lidzhy Agdzhulov den Tempel, der sich 1956 – 1966 in der Baracke Nr. 2 im Regierungslager Ludwigsfeld an der Smaragdstraße 8 befand. Der Tempel war nur durch das von Agdzhulov bewohnte Zimmer zugänglich.
Am 2. September 1966 traf der neue Seelsorger der buddhistischen Gemeinde, Lama Lobsang Dargye, in München ein, und am 1.11.1966 wurde der neue buddhistische Gebetsraum in der Notunterkunft Ost, München-Ludwigsfeld, an der Turmalinstraße 3, eingeweiht.
Und diesen Tempel besuchte der Dalai Lama am 4.11.1973, bevor die Baracke abgerissen und der Tempel 1975 in eine Wohnung in der Rubinstraße 14 in der Wohnsiedlung Ludwigsfeld verlegt wurde. Der Mietvertrag für diese Wohnung stammt vom 1.12.1975, und für den Tempel wurden zwei Zimmer zusammengelegt.
Nach der Verlegung des Tempels mit dem tibetischen Namen Thegchen Chöpel Ling wurde er 1983 ein zweites Mal vom Dalai Lama besucht, als er sich in München aufhielt, um Gebke Lidzhy Agdzhulov zu besuchen, der im Krankenhaus im Sterben lag.
Bakscha Menko - Nasna Nime 1954 Buruldinow
Dalai Lama 4 - 11-1973 Dalai Lama 1983
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Das 17. Ludwigsfelder Open Air war nach langer Corona Pause wieder einmal ein Riesenerfolg, das Wetter war Spitze, die Bands waren super und das Publikum war begeistert. Wir bedanken uns bei allen Besuchern und würden uns freuen, wenn Ihr im nächsten Jahr wieder dabei seid.
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Pressemitteilung
mit Foto von Gerlinde Dunzinger zur Veröffentlichung freigegeben
15.02.23 Besuch der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl in der Siedlung Ludwigsfeld
Hoher Besuch in Ludwigsfeld
Gemeinsam mit Ludwigsfelder Bürgern, Vertretern der Ludwigsfelder Einrichtungen und SPD BA24 -Mitgliedern, informierte sich die 3. Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl im Rahmen eines Stadtteilspaziergangs über die aktuellen Anliegen zu verschiedenen Themen.
Dies betraf den Durchgangsverkehr in der Kristallstraße, Stand der Planungen zur Karlsfelderstraße, die Entwicklung der Mieten im Bereich Wohnen, geplante Neubauten, und die Anbindung an den ÖPNV.
Direkt angesprochen wurde der Neubau des TSV-Sportheims sowie die künftige kulturelle Nachnutzung der ehemaligen KZ-Baracke. Ebenso wurde die Situation von Kindern, Jugendlichen und Senioren thematisiert.
Auf dem Rundgang durch die Siedlung schilderte der Lokalhistoriker und SPD Fraktionsvorsitzende im BA 24, Klaus Mai der Bürgermeisterin die dazu seit Jahren gemeinsam mit den Bürgern entwickelten SPD-Konzepte.
Erfreulich: In diesem Jahr wird mit dem Neubau des Sportheims begonnen und voraussichtlich bis zur Jahreswende 2024/25 fertiggestellt.
Ebenso gesichert ist die kulturelle Nachnutzung der ehemaligen KZ-Baracke als Veranstaltungs- und Begegnungsraum für die Ludwigsfelder. Als Trägerverein kam hier die KUGEL-Kulturgemeinschaft Ludwigsfeld e.V. ins Gespräch. Durch die Weiterführung der Karlsfelderstraße über die neu zu bauende Brücke zur Dachauer Straße wird die direkte Zufahrt zum MAN Testgelände an der Siedlung Ludwigsfeld vorbeigeführt.
Nachdem eine Einigung der verschiedenen Grundstückseigentümer bereits erfolgt ist, bat Mai die Bürgermeisterin um Unterstützung zum baldigen Baubeginn. Um die Ludwigsfelder weiter zu unterstützen versprach Verena Dietl weiterhin am Ball zu bleiben.
Das Gespräch mit den Ludwigsfelder Bürgern endete im Quartiers-Treff Ludwigsfeld
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"Nachtcafe"
Großartige Stimmung beim letzten "Nachtcafe", gute Musik, nette Menschen und viel Spass. Die Veranstaltung war
ein voller Erfolg.
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Der Ludwigsfelder Bronzeesel ist wieder zuhause
Der Ludwigsfelder Bronzeesel
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Die Ausstellung über den KZ-Außenlagerkomplex Allach ist virtuell eröffnet worden. Grußworte und Impressionen findet man auf der Homepage der Gedenkstätte Dachau, auch ein Mitglied von KUGEL e.V. hat bei der Vorbereitung der Ausstellung mitgewirkt.
https://www.kz-gedenkstatte-dachau.de/geschichte-online/virtuelle-eroeffnung-zeitspuren
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NACHBARSCHAFTS ADVENT 2019
Auch in diesem Jahr fand wieder ein Nachbarsghafts Advent am Onyxplatz statt. Wie schon in den vergangenen Jahren war er gut besucht. Bei kaltem Wetter gab es Glühwein, Lebkuchen und außerdem zum ersten Mal, Gulaschsuppe von "Jack`s Restaurant". In vorfestlicher Stimmung wurden auch Weihnachstlieder gesungen. KUGEL e.V. dankt allen Besuchern für Ihr Kommen und hofft sie beim nächsten Event wieder begrüßen zu können.
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Wir trauern um Hans Fasold, der am 29.11.2019 zuhause im Kreise seiner Familie im Alter von 91 Jahren von uns gegangen ist.
Hans Fasold, hat viele Jugendliche aus Ludwigsfeld seit den späten 50er Jahren ca. 18 Jahre lang als Leiter des Caritas Freizeitheimes entscheidend geprägt. Man kann die positiven Einflüsse auf die damaligen Jugendlichen durch sein Wirken und Werken nicht hoch genug schätzen. Mit einem sehr umfangreichen Repertoire an Angeboten schaffte er es, bei uns Jugendlichen Interessen zu wecken und Fähigkeiten zu aktivieren.
Mit seinen großen Weihnachts – und Ostereierausstellungen hat er es geschafft, Münchner Persönlichkeiten auf unsere Siedlung aufmerksam zu machen.
Zusammen mit seiner Frau Gertrud war er einigen von uns damaligen Jugendlichen fast ein zweites Zuhause. Auch bei persönlichen Anliegen fand man immer ein offenes Ohr und Unterstützung.
Im Rückblick auf diese Zeit denken wir mit großer Dankbarkeit an die besonderen Jahre, die wir dem sehr eigenen und intensiven Wirken des Hans Fasold schulden.
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LUDWIGSFELDER KULTURTAGE 10. bis 12.05.2019
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Hans Fasolds Ludwigsfelder Ostereierausstellungen
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Bau und Belegung der "Neuen Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld"
von
Ewgenij Repnikov M.A.
Anfang 1951 sah sich die bayerische Staatsregierung gezwungen, ein Wohnungsbauprogramm für die Personen aufzustellen, die ihre bisherigen Unterkünfte in Kasernen /und auch in früher für militärische Zwecke genutzten Barackenlagern/ verlassen mussten, weil diese jetzt von der amerikanischen Besatzungsmacht für ihre Soldaten beansprucht wurden. Nach dem Schreiben des Bundeskanzleramts (Dienststelle Blank) vom 10. Februar 1951 sollte Bayern 28 Kasernen an verschiedenen Standorten zur Unterbringung von US-Truppen räumen.
Im bayerischen interministeriellen Ausschuss war man sich schnell einig, dass die Wohnungen auf staatseigenem Gelände erstehen sollten.
In München bot sich dafür der westliche Teil des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach an. Die noch bestehenden Baracken im östlichen Teil, im ehemaligen, im Juli 1950 aufgelösten StEG-Lager, wurden Ende 1950/Anfang 1951 mit Bundesmitteln zum Regierungslager Ludwigsfeld, München 54, für sog. Kasernenverdrängte (aus der Will- und später aus der Warner-Kaserne) und zum Bundesauswandererlager München-Karlsfeld ausgebaut, so dass ohnehin staatlicherseits das Interesse bestand, das gesamte Gelände (22 ha) käuflich zu erwerben.
Die Baracken im westlichen Teil des KZ-Außenlagers Allach waren übrigens bereits im September 1945 von den Amerikanern abgerissen worden. Es waren nur noch deren Betonfundamente vorhanden, von denen eines, das bis jetzt existiert, später als Rollschuhplatte bezeichnet wurde. Darauf stand bis September 1945 die Unterkunftsbaracke Nr. 5 des KZ-Außenlagers Allach.
Die Grundstückseigentümer aus Ludwigsfeld, Karlsfeld und Feldmoching hatten das Gelände bereits früher an die Reichsbahn abgetreten, die wohl auch dort (im Schlechtfeld) ursprünglich Kies für den Rangierbahnhof entnehmen wollte, dann aber große Flächen an die BMW AG für den Bau von Fremd- und Zwangsarbeiterlagern (Lager Ludwigsfeld und KZ-Außenlager Allach, dieses auch als Russenlager, der BMW gehörig, bezeichnet) verpachtet. Die Pachtverträge für den westlichen Teil des Geländes des KZ-Außenlagers datieren auf den 29.4.1942, die für die Erweiterung des Lagers, das OT-Lager Karlsfeld, auf den 3. Januar 1944.
Die Grundstückseigentümer hatten von der Reichsbahn nur 50 % des Kaufpreises erhalten und prozessierten nach dem Krieg mit der Bundesbahn als Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, also mit dem Staat, wegen der Restforderungen. Die BMW AG zahlte darüber hinaus bis nach dem Krieg Pacht für die für die Lager verwendeten Grundstücke.
Die Oberste Baubehörde /OBB/ erstellte mehrere Pläne für die Bebauung des für die Siedlung ausersehenen Geländes. Und auch die Zahl der ursprünglich geplanten Wohnungen variierte bis zu einer Anzahl von 1154. So war laut dem Bebauungsplan vom 28. März 1951 vorgesehen, das gesamte Gelände, auch südlich anschließend an die Karlsfelderstraße, mit Häusern zu bebauen. Das Projekt trug übrigens anfangs die Bezeichnung München-StEG-Lager und sollte zur Kostenersparnis, so weit wie möglich, in dreigeschoßiger Bauweise zur Ausführung kommen.
Der für Flüchtlingsfragen zuständige Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium Theodor Oberländer informierte am 17. April 1951 Oberbürgermeister Thomas Wimmer über dieses Bauvorhaben für bisher in Kasernen und Barackenlagern untergebrachte DPs.
Theodor Oberländer
von 1951 bis 1053 Staatssekretär für Flüchtlingsfragen im Bayerischen Innenministerium
OB Wimmer seinerseits unterrichtete am 18. April 1951 den Stadtrat der Landeshauptstadt München über sein Treffen mit Oberländer und empfahl unter der Voraussetzung, dass eine schriftliche Zusicherung des Finanzministeriums gegeben werden wird, dass der Stadtgemeinde München durch die Errichtung der Wohnungen keine Kosten entstehen werden, dem Bauvorhaben zuzustimmen, und teilte am 25. April diese Entscheidung Staatssekretär Oberländer mit.
OB Thomas Wimmer (2.v.l.) bei einer Veranstaltung von BMW in den frühen 50ern
In der Sitzung des Stadtrats von München am 18. April traten in der Diskussion noch immer gewisse Ressentiments gegen Ausländer zu Tage.
So antwortete OB Wimmer auf den Zuruf: "Und gehören die Wohnungen später uns?" mit den Worten: "Selbstverständlich, wenn die Herrschaften mal nicht mehr da sind". Worauf der Zuruf erfolgte: "Die bleiben schon da!" (Wir sind tatsächlich noch da, d. Verf.). OB Wimmer bezeichnete in dieser Debatte das KZ-Außenlager Allach fast schon beschönigend als Arbeitserziehungs- bzw. Züchtigungslager.
Der Bundesminister der Finanzen stimmte in seinem Schreiben vom 17. Mai 1951 an das Bayerische Staatsministerium der Finanzen den vorgelegten Bauunterlagen zur Errichtung von 2.870 Wohnungen für DPs und Flüchtlinge in Bayern zu. Laut diesen Unterlagen sollten auf dem für die Bebauung vorgesehenen, westlich der heutigen Smaragdstraße gelegenen Gelände des ehemaligen StEG-Lagers 532 Wohneinheiten entstehen, davon 292 im 1. Bauabschnitt und 240 im 2. Bauabschnitt. Der Bundesfinanzminister war außerdem einverstanden, dass das zur Bebauung vorgesehen Gelände des ehemaligen StEG-Lagers in München käuflich erworben wird und die zur Versorgung erforderlichen Ladengeschäfte im notwendigen Umfang errichtet werden.
Währenddessen wurde der Plan für die Bebauung des Geländes ständig überarbeitet, und am 7. Juni 1951 wurde von der OBB ein Lageplan vorgelegt, der außer dem Bau der bereits früher geplanten und genehmigten 532 Wohnungen den Bau weiterer 158 Wohnungen vorsah, die ursprünglich in Augsburg-Haunstetten geplant waren, so dass jetzt 690 Wohneinheiten auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach entstehen sollten.
Am 18.7.1951 erschien ein Erlass des Bundesministers der Finanzen über die Zuweisung von Haushaltsmitteln für die Errichtung von Ersatzunterkünften für DPs und Ex-DPs. Der Kostenvoranschlag für den Bau der 690 Wohnungen in München betrug 8.645.000,- DM, davon 55.120,- DM für Kunst und Kunsthandwerk. Die erforderlichen Haushaltsmittel wurden dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen aus dem Bundeshaushalt, Einzelplan XXVII Kap. E 11 Titel 4, zugewiesen.
Das Bauvorhaben sollte möglichst schnell vorangetrieben werden, es gab jedoch Schwierigkeiten bezüglich des Grunderwerbs und auch mit der Stadt München, die Bedenken erhob und darauf hinwies, dass das Baugelände im landwirtschaftlichen Nutzungsgebiet läge und seine Aufschließung nicht ohne unwirtschaftliche Aufwendungen möglich sei.
Die 15 Grundbesitzer verlangten /wohl im Hinblick auf ihre früheren Erfahrungen/ die Hinterlegung des vollen Kaufpreises am Tag der Verbriefung und die Beschaffung einer verbindlichen Erklärung der Preisbehörde, dass diese mit dem vom Staat angebotenen Kaufpreis (1,50/qm) einverstanden sei.
Die städtischen Dienststellen äußerten Bedenken gegen die Errichtung der Siedlung, weil viele Fragen, wie die Be- und Entwässerung, die Schul- und Verkehrsfrage (Verdichtung des Omnibusverkehrs), die polizeiaufsichtlichen Fragen, die Hausunratabfuhr, zu klären seien.
Am 3.9.1951 erfolgte auf Anordnung der OBB und der Regierung von Oberbayern die öffentliche Ausschreibung für die Erd-, Maurer- und Betonarbeiten. Das Landbauamt München schloss gemäß der mündlichen Weisung der Obersten Baubehörde vom 30.8.1951 und der Regierung von Oberbayern vom 3.9.1951 in der 2. Septemberhälfte mit 19 freischaffenden Architekten Verträge zur Herstellung von Werkplänen für den Neubau der Siedlung in Ludwigsfeld ab. Gleichzeitig wurde Architekt Matthä Schmölz auf Wunsch der OBB mit der künstlerischen Oberleitung und der Koordinierung der beteiligten Architekten beauftragt.
Die Bezirksinspektion des 33. Stadtbezirks äußerte sich am 12.9.1951 durchaus zustimmend zum Bau einer Wohnanlage in Ludwigsfeld, weil das dafür vorgesehene Gelände, das im Wirtschaftsplan als landwirtschaftliches Nutzgebiet ausgewiesen war, infolge der zahlreichen im Boden liegenden Betonfundamente eines ehemaligen Lagers /KZ-Außenlager Allach/ zur landwirtschaftlichen Nutzung fast völlig wertlos war. Im Schreiben hieß es auch: "Eine Bebauung des Geländes kann nur erwünscht sein, wenn auch nicht gerade mit Häusern für DPs."
Auch in der nichtöffentlichen Sitzung des Stadtrats vom 25. September 1951 wurden wieder Vorbehalte laut gegen den Bau einer DP-Siedlung in München-Ludwigsfeld. So sagte Stadtrat Blieninger, der in Feldmoching wohnte, u. a.: "Wer in den durch solche Siedlungen betroffenen Gebieten wohnt, wer die Bürgerversammlungen in diesen Bezirken besucht und sich anhört, wie die Polizei sehr oft zum Eingreifen gegen Leute dieser Art, wie wir sie jetzt wieder unterbringen sollen, veranlasst ist, der wird die Reaktion der Bevölkerung auf einen solchen Plan durchaus verstehen können."
Und weiter: "Ich glaube, dass die Münchner Bevölkerung sehr sauer auf das Entstehen dieser DP-Siedlung reagieren wird, einer Siedlung für diese sogenannten Verschleppten, die ewig Verschlepptsein spielen wollen. Niemand ist es nämlich erklärlich, warum diese Verschleppten nicht mehr in ihre Heimat zurück wollen." Und:
"Mit Aufnahme dieser Leute schaffen wir in München keine guten Verhältnisse."
Stadtrat Blieninger erhielt für seine Ausführungen die Zustimmung der Bayernpartei und der KPD. Auf den Einwand von Stadtrat Fischer, dass gebaut werden müsse, weil die Versorgung der aus den von der Besatzungsmacht beanspruchten Kasernen Auszuquartierenden aus dem vorhandenen Wohnraum nicht möglich sei, fragte Stadtrat Lallinger /Bayernpartei/: "Warum müssen denn alle die Leute nach München her?" Anschließend wurde der Referentenantrag von Stadtrat Fischer, der Forderungen der Stadt München hinsichtlich des Baus der (neuen) Wohnsiedlung Ludwigsfeld enthielt, gegen 4 Stimmen der KPD angenommen.
Am 11. und 17.10.1951 wurden nach langwierigen Verhandlungen die Kaufverträge, nachdem das Bundesfinanzministerium ihnen zugestimmt hatte, von Anton Mayer, Leiter der Administration Dachau, Oberfinanzdirektion, Zweigstelle München, mit den Grundbesitzern abgeschlossen. Der Kaufpreis für die Grundstücke betrug 353.445 DM für 23,56 ha, die Kosten des Grunderwerbs insgesamt 371.950 DM.
Nachdem die Grundstücke erworben waren, fehlte nur noch die endgültige Zustimmung der Stadt München bzw. der Lokalbaukommission. Und so kam es am 29.10.1951 zu einer Besprechung im Bayerischen Finanzministerium, bei der den Vertretern der Stadt ernsthaft ins Gewissen geredet wurde, die Bedenken zurückzustellen.
Am 2. November 1951 stimmte der Bundesfinanzminister dem überarbeiteten Lageplan vom 7. Juni 1951, der Verlegung der Kläranlage an den Zusammenfluss von Schwabenbach und Würmkanal und der Bereitstellung von Finanzmitteln für den Erwerb der dafür notwendigen Grundstücke zu. Da die Lokalbaukommission aber immer noch wichtige siedlungspolitische Forderungen wie die Sicherstellung von Schulraum nicht erfüllt sah, stellte sie auch noch bei ihrer Sitzung am 19.12.1951 Bedingungen für den Bau der Siedlung, obwohl der Stadtrat dem Bau bereits zugestimmt hatte und auch die LBK ihrerseits die Wohnanlage genehmigt hatte.
Der Staat hatte aber das Recht, seine Baupläne nur zur baupolizeilichen Erinnerungsabgabe an die LBK zu schicken und dann zu bauen. Und er tat dies auch Anfang Januar 1952, und so genehmigte die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern mit ihrer Entschließung Nr. IV C 4 9204/IX vom 7.1.1952 die Baumaßnahme "Räumung von Kasernen für US-Truppen; hier: Ersatzwohnungsbauten für DPs in München-Ludwigsfeld", und die 15 Baufirmen, die bei der Ausschreibung den Zuschlag erhalten hatten, konnten mit den Arbeiten beginnen.
Zum verantwortlichen Bauleiter der Siedlung Ludwigsfeld wurde Architekt Hans Wrba vom Landbauamt München berufen, das im Weg der sog. Organleihe für die Bauausführung verantwortlich war und einen monatlichen Rechenschaftsbericht an das Besatzungskostenamt erstellen musste. Zur Einhaltung der Termine waren in die Verträge mit den Unternehmen Konventionalstrafen aufzunehmen. Die OBB hatte bereits den Bebauungsplan einschließlich der Typenpläne erstellt.
Die eigentlichen Bauarbeiten konnten jedoch nicht sofort beginnen, es mussten erst einige Vorarbeiten geleistet werden. Bauleiter Wrba beschreibt nämlich /am 9.12.1952/ das Baugelände wie folgt:
"Das Baugelände wurde 1942 mit Baracken, Luftschutzbunkern, Splittergräben usw. für KZ-Bewachungsmannschaften bebaut. Z. Zt. des Grundstücksankaufs durch die Bundesrepublik Deutschland lagerten auf dem Gelände große Massen gesprengte, z. T. schwerstarmierte Stahlbetonbunkerteile. An der Nord-Ost-Ecke (jetzt bei Block 8 und 9 /Achatstraße bzw. Onyxplatz/) befanden sich zwei Luftschutzbunker mit rund 3000 cbm Inhalt. Auf dem gesamten Gelände waren Betonfundamente und Betonplatten abzubrechen, auf denen früher Baracken standen. An der Südseite der Siedlung befanden sich Luftschutzsplittergräben, sowie zwei Feuerlöschteiche, die vor Baubeginn eingeebnet werden mussten."
Laut dem Bericht des "Münchner Merkur" vom 19./20.1.52 wurden 2 große Betonbunker mit 8000 Sprengstoffladungen beseitigt. Die Trümmer der Bunker wurden zur Auffüllung einer Abfallgrube /gemeint ist wohl die Kiesgrube des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, darüber befindet sich jetzt der Fußballplatz des TSV Ludwigsfeld/ verwendet.
Außerdem war eine Bodenauffüllung erforderlich, da die Gebäude wegen des hohen Grundwasserstandes nicht tiefer fundiert werden konnten, zum anderen weil wegen der von der Stadt München vorgeschriebenen Straßenprofile und –höhen eine Angliederung an die Eingänge der Bauten erzielt werden musste.
Für die Erschließung (Abbrechen von rd. 6500 cbm Beton und Stahlbeton u. a.) wurden 225.000 DM veranschlagt.
Als Beginn der Baureifmachung und der Baustelleneinrichtung wurde der 14. Januar 1952 festgesetzt, als erster Tag des eigentlichen Baus der 21. Januar 1952 /laut einem Bericht des Münchner Wochenblatts vom 29. August 1952 "wurde am 11. Januar 1952 mit dem Bau der Großsiedlung begonnen"/. Wegen eines plötzlichen Frosteinbruchs konnte bis zum 1. Februar aber nur an 3 Tagen gearbeitet werden. Am 29.1.1952 wurde der Kaufvertrag über das im Eigentum der Fa. Diamalt stehende Grundstück Pl. Nr. 3718 b beurkundet.
Foto : Nagelschneider / Repnikov
Danach entwickelten sich aber die Bauarbeiten mit wenigen Abweichungen trotz der länger andauernden Fostperiode entsprechend dem Zeitplan.
Im April 1952 konnte Richtfest für die "Neue Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld" gefeiert werden, die in der Presse als größtes Wohnbauvorhaben Bayerns bezeichnet wurde. Der Name der neuen Siedlung, der später kaum verwendet wurde, war als Unterscheidung zur "Wohnsiedlung Ludwigsfeld" gewählt worden, die im ehemaligen der BMW gehörigen Lager Ludwigsfeld, München 68, in zwei Bauabschnitten 1948 und 1949 für deutsche und ausländische Flüchtlinge und Angehörige des BMW-Werks Allach eingerichtet worden war /das Lager war bereits ab 1940 für die Unterbringung von Fremd- und Zwangsarbeitern errichtet worden/. Die "Neue Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld" war übrigens die erste geschlossene Siedlung, die in München nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurde.
Im Mai 1952 waren alle Gebäude mit Ausnahme zweier Blöcke /8 und 9/ eingedeckt und die Ausbauarbeiten zu etwa 50 % durchgeführt. In der Zeit vom 16.7.1952 bis 15.11.1952 wurde die Herstellung der Straßen in der Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld ausgeführt. Die Kosten für diese Arbeiten betrugen 515.303,17 DM. Die Übergabe der Straßen erfolgte am 3. Dezember 1952.
Natürlich wurde auch an den Kanälen und Versorgungsleitungen gebaut, und auch der Bau der Kläranlage, für die die Grundstücke Nr. 3697-3700 mit einer Fläche von 15.314 qm zum Gesamtpreis von 22.971 DM im Februar 1952 erworben worden waren, war entsprechend dem Entwurf der Fa. Saalfeld & Dorfmüller vom Juli 1952 in Angriff genommen worden. Die mechanisch-biologische Kläranlage wurde mit einem Kostenaufwand von 299.000 DM erstellt, im Oktober 1952 fertiggestellt und am 14.4.1953 zusammen mit der Kanalisation übergeben.
Die Frischwasserzuleitung der Siedlung erfolgte durch die Stadtwerke München. Für die Gasversorgung musste ein Gasreglerhaus in Anlehnung an das Garagengebäude des Auswandererlagers, das im Frühjahr 1952 gebaut worden war, errichtet werden. Für die Stromversorgung waren die Isarwerke zuständig, denen die Trafostation überlassen wurde, die, laut dem Landbauamt München, in ihrer Lage und Gestaltung seinerzeit durch das Deutsche Reich anlässlich der Errichtung eines Ausländerarbeitslagers /KZ-Außenlager Allach/ im Jahre 1942 erstellt worden war.
Im Juli 1952 wurden die Arbeiten für das Ladengebäude mit 8 Ladengeschäften und 6 Wohnungen in Auftrag gegeben, ihr Bau auf Anweisung der OBB im September begonnen. Mit der Errichtung des Ladengebäudes wurde die Münchner Firma Heinrich Nagelschneider beauftragt. Bereits im August 1952 war über die Vergabe der Ladengeschäfte entschieden worden, die u. a. an Ehm, Hiller, Freund, Kirchhoff, Schwarzer gingen, aber erst im Sommer 1953 fertiggestellt und am 20.7.1953 übergeben wurden.
Foto : Nagelschneider/Repnikov
Am 10. November 1952 wurden 684 Ersatzwohnungen für DPs in München-Ludwigsfeld bezugsfertig und am 17.11. an die OFD München – Bundesvermögens- und Bauabteilung übergeben. Der Bezug der Wohnungen verzögerte sich aber, weil es Proteste gegen die Belegung nur durch "auswärtige" DPs gab. Aus diesem Anlass gab es im Oktober 1952 sogar eine Fragestunde im deutschen Bundestag und einen Belegungsstop, bis nicht die Frage geklärt war.
Für die Belegung zuständig waren das Zuzugsamt der Regierung von Oberbayern und das Landeszuzugsamt. Bereits im Frühsommer 1952 hatte die Auswahl der für die Umsiedlung in die neue Wohnsiedlung Ludwigsfeld in Frage kommenden heimatlosen Ausländer begonnen, die bestimmten Kriterien entsprechen mussten.
Der Bayerische Ministerrat beschloss, nach einer Intervention des BMW-Betriebsrats, am 11.10.1952, 137 Wohnungen von den im Gelände München-Ludwigsfeld für DPs errichteten 690 Wohnungen an deutsche Bewohner des BMW-Werkslagers München-Allach und der Flüchtlingssiedlung München-Ludwigsfeld, München 68, zur Einweisung freizugeben.
Nach einigen Verhandlungen erklärte der Bundesfinanzminister sein Einverständnis, dass unter bestimmten Bedingungen auch Familien aus den oben genannten Lagern an der Dachauerstraße in der neuen Siedlung untergebracht werden. Und so wurden 137 Wohnungen, davon 114 in drei Blöcken entlang des Kristallstraße, vorwiegend mit Familien von BMW-Betriebsangehörigen belegt.
Die 63 deutschen Familien aus dem Regierungslager Ludwigsfeld waren übrigens von vornherein für den Einzug in die Siedlung Ludwigsfeld vorgesehen gewesen. Von ihnen zogen 58 Familien in die Siedlung um. In ihre Baracken zogen Umsiedler aus dem Lager Schleißheim, vor allem kalmückische Familien, die dem schriftlich zugestimmt und so auf einen Umzug in die Siedlung Ludwigsfeld verzichtet hatten.
Nach der Aufhebung des Belegungsstops wurden die Wohnungen vom 18.12.1952 bis zum 15.3.1953 mit 2.908 Personen, davon 1.988 Erwachsene und 920 Kinder, belegt. 1.298 von ihnen stammten aus dem Lager Schleißheim, 727 aus dem Lager Feldafing, die übrigen kamen aus dem Regierungslager Ludwigsfeld, München 54, bzw. aus der alten Wohnsiedlung Ludwigsfeld an der Dachauerstraße, München 68.
Und so zogen in 486 Wohnungen 2.142 Ausländer, in 195 Wohnungen deutsche Familien ein. 3 Wohnungen waren für andere Zwecke, wie z. B. für die Polizeistation und die Siedlungsverwaltung, bestimmt. Die 6 Wohnungen über den Ladengeschäften wurden, wie auch die Ladengeschäfte selbst, im Sommer 1953 bezogen.
Bereits als die Siedlung bezogen war, wurde noch am Ladentrakt und an den Außenlagen, einschließlich der Spielplätze, gearbeitet, die am 26.8.1953 übergeben wurden. Die künstlerische Gestaltung der Siedlung – die Stele von Elmar Dietz, die Erkerbemalung von Max Lacher, der Bronzeesel von Prof. Josef Henselmann – erfolgte erst 1954.
2.000 Beschäftigte von 70 Firmen hatten am Bau der Siedlung gearbeitet und mit Bundesmitteln in Höhe von DM 10.200.000 690 2-4-Raumwohnungen in 35 Blöcken bzw. 113 Hauseinheiten erstellt. Von den 113 Hauseinheiten wurden 32 Hauseinheiten in Hebelbauweise, 3 Hauseinheiten in Ueckerbauweise, 77 Hauseinheiten in Ziegelsplitt-Hohlblockbauweise und der Ladentrakt in Ziegelbauweise errichtet und nicht aus Bombenschutt, wie es sogar noch in manch jüngerer Publikation hieß. Die endgültigen Baukosten kamen übrigens deswegen zustande, weil gegenüber dem Juli 1951 Lohnerhöhungen von 5,5 % und Materialpreissteigerungen von 11 % eingetreten waren.
21 Hauseinheiten sowie der Ladentrakt am Onyxplatz 5 wurden nur mit Erdgeschoß und 1 Obergeschoß ausgeführt, alle übrigen mit Erdgeschoß und 2 Obergeschoßen. In der Siedlung Ludwigsfeld entstanden 360 2-Raumwohnungen, 224 3-Raumwohnungen und 106 4-Raumwohnungen mit insgesamt 34.100 qm Wohnfläche, die entsprechend den Vorgaben des Bundesfinanzministeriums mit durchschnittlich 4,4 Personen belegt wurden, wobei in manch größere Wohnung auch zwei Familien einzogen.
Einige Wohnungen wurden allerdings mit der Genehmigung des Bundesfinanzministeriums auch für andere Zwecke genutzt. So bezog das "30.Polizeirevier-Ludwigsfeld" /zusammen mit der Meldestelle 30 Ludwigsfeld/ im September 1952 im Haus Onyxplatz 2 zwei Wohnungen, die Verwaltung der Siedlung im Haus Onyxplatz 1 eine Wohnung. Auch Ärzte, u. a. Dr. med. E. Höhne, erhielten Praxisräume in der Siedlung, damit die medizinische Versorgung der Bewohner der Siedlung sichergestellt war.
Und noch einmal: Die Siedlung Ludwigsfeld wurde nicht mit amerikanischen Marshallplan-Geldern, sondern mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt gebaut. Denn bei der Besprechung des Interministeriellen Ausschusses für Fragen der Kasernenräumung in Bonn am 14.2.1951 war festgestellt worden: "Es ist günstiger, vollwertige Wohnungen statt Kasernenwohnungen zu bauen. Das Bundeskabinett verspricht sich bei dieser Lösung eine große Ersparnis von Ländereien und Baukosten, da die Besatzungsmacht zu aufwendig baut. Die Baumaßnahmen sollen ausschließlich von deutschen Dienststellen durchgeführt werden."
Im Juli 1953 tauchten übrigens Überlegungen auf, weitere 180 Wohnungen für 620 Personen, vorwiegend Deutsche, zu bauen, die ein Lager in Dachau räumen mussten. Das Stadtbauamt München sprach sich aber sofort dagegen aus, weil der einzige Vorteil der Ludwigsfelder Siedlung - die großen Freiflächen - durch Verbauen zunichte gemacht würde. Die LBK wandte sich ebenfalls gegen die weitere Verdichtung. Auch die Stadtentwässerung warnte wegen der schlechten Klärwirkung der vorhandenen Kläranlage vor einer Vergrößerung der Siedlung.
/Quellen: Bayer. HStA Marb Laflüver 960, 976, 978/I, 978/II,
MF 79520, 79521, 79522, 79585, 79880 (viele Pläne)
Staatsarchiv München LBÄ 3115, 3116, 3117, 3118,
OFD 60, Polizeidirektion München 10902
Stadtarchiv München Baureferat-Wohnungswesen, Abgabe 78/1,
VL 275/I + II,
Baureferat-Tiefbau, Abgabeverz. 64/10/
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60 Jahre Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld
von
Tauno M. Lang
Posted by: Online-Redaktion , Juli 3, 2013
"BALTISCHE RUNDSCHAU"
Wohnblocks in der Opalstraße
Wer sich heute auf den Weg macht, um über Moosach in den Münchner Norden zu kommen, wird keine sichtbaren Zeichen mehr davon finden, welch unermesslich menschliches Leid während des NS-Terrorregimes mit Ludwigsfeld verbunden war – seit 1943 hat sich auch das berüchtigte Außenlager Allach des Konzentrationslagers Dachau an diesem Schreckensort bis zum Kriegsende befunden. Es wurde für die kriegswichtige Industrie aus dem Boden gestampft, um die Arbeitskraft von KZ-Häftlingen, Zwangs- und Fremdarbeitern sowie Kriegsgefangenen, insbesondere für die BMW Flugmotoren Gesellschaft m.b.H. als exponierten Luftrüstungsbetrieb, einzusetzen bzw. rücksichtslos auszubeuten. Zeitweise waren mehr als 20.000 Häftlinge in den Baracken auf engstem Raum elend zusammengepfercht.
Erst als die alliierten amerikanischen Militärtruppen von Dachau aus weiter gen Süden Ende April 1945 vorstießen, waren sie in Ludwigsfeld erneut mit dem Bild des unfassbaren Grauens konfrontiert, ehe sie anfangen konnten, die vollends ausgemergelten Lagerinsassen zu befreien.
Der kulturhistorische Verein Feldmoching und allen voran „Kugel – die Kulturgemeinschaft Ludwigsfeld“ haben zusammen mit der Initiative „Gegen Vergessen – für Demokratie e.V.“ die Ausstellung „60 Jahre Ludwigsfeld“ konzipiert, um das leidliche, aber nicht minder interessante Kapitel aus der Geschichte Münchens als der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ zur heutigen „Weltstadt mit Herz(rhythmusstörung)“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Für die meisten Stadtbewohner liegt es heute jenseits jeglicher Vorstellung.
München war zur sog. historischen „Stunde Null“ durch die alliierten Bombenangriffe nahezu in Schutt und Asche gelegt und so konnte man beispielsweise vom Hauptbahnhof aus in das entfernte Künstlerviertel Schwabing schauen. Zerstörung weit und breit, wohin das Auge reichte. Der totale Zusammenbruch hat bei den Verantwortlichen ernsthafte Überlegungen hervorgerufen, die Stadt mitsamt seinen Bauruinen als ewiges Mahnmal menschlichen Irrsinns stehen zu lassen und München am Starnberger See wieder neu aufzubauen. Diese idealistischen Gedanken sind aber nicht in die Tat umgesetzt worden, weil trotz aller Zerstörung die Infrastruktur unter der Stadt noch intakt geblieben war. So kurz ist zuweilen die Ewigkeit.
Prozession von der Holzkirche zum Bauplatz in der Achatstraße
Aber wie sollten die Überlebenden des KZ-Areals von Ludwigsfeld in den Nachkriegswirren wieder sicheren Boden unter die Füße bekommen? Zunächst gar nicht, denn die amerikanische Militärregierung verfügte, dass das „menschliche Strandgut“ wegen der Wohnungsnot und der Angst vor Seuchengefahr im Lager verbleiben musste. Von der sog. Zwangsrepatriierung nach dem Jalta-Abkommen von 1945 waren insbesondere die Angehörigen bei Rückkehr in ihre Heimatländer der Sowjetunion bedroht. Diktator Stalin betrachtete selbst die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter als Kollaborateure und das bedeutete die Deportation in die Arbeitslager nach Sibirien oder unmittelbar die Verurteilung zum Tode. Auch der Weg zur Auswanderung in die USA, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, war mit großen Hürden und Schikanen gepflastert. Woher allein 1000 US-Dollar für die Kaution pro Person hernehmen?
Eine soziale Katastrophe bahnte sich an und deshalb reiften nach Unterzeichnung des Marschall-Plans und Einführung der Währungsreform auch Pläne für die „Wohnsiedlung Ludwigsfeld“ heran, was im unterkühlten Amtsdeutsch „zur Unterbringung kasernenverdrängter heimatloser Ausländer auf dem Gelände des ehemaligen Häftlingslagers des KZ-Außenlagers Dachau-Allach als Ersatzwohnbauten für DPs (Displaced Persons) in München-Ludwigsfeld“ formuliert wurde. Die nackten Zahlen dokumentieren, dass die 690 Wohnungen 1952 fertig gestellt und dann bis zum Frühjahr 1953 mit 1988 Erwachsenen und 920 Kindern belegt waren. Zur Siedlung zählten u.a. auch Volksschule, Ladengeschäfte, Ärzte und Polizeistation, aber damit wäre der „Ludwigsfelder Kosmos“ nicht wirklich beschrieben.
Der Begriff „Multi-Kulti“ war damals noch nicht geboren, aber Menschen aus 22 Nationen (Armenier, Belorussen, Bulgaren, Esten, Georgier, Karatschaier, Kirkisen, Kalmücken, Letten, Litauer, Osseten, Polen, Rumänen, Russen, Serben, Tartaren, Ukrainer, Usbeken, Ungarn…) lebten als einzigartiges Völkergemisch Tür an Tür mit heimatvertriebenen und geflüchteten Deutschen aus dem Banat, der Batschka, Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen, dem Sudetenland und von der Wolga.
Eine besondere Art der Ökumene ist von den Ludwigsfeldern vor Ort mit ihren verschiedenen Glaubensgemeinschaften (Buddisten, Christen mit orthodoxem und nichtorthodoxem Ritus, Juden, Muslime, Zeugen Jehovas) von Anfang an praktiziert und mit religiösen Leben gefüllt worden. Ob einfache Holzkirche mit kleinem Turm, wie die russisch-orthodoxe Kirche des Hl. Erzengels Michael (1963 Grundsteinlegung der neuen Kirche) oder schlichte Behelfsbauten (kath. St.-Johann-Nepomuk-Kirche), sie alle dienten den Gemeinden als Gottesdiensträume. So ist die ehemalige evangelische Golgathakirche (später Kirche der georgisch-orthodoxen Gemeinde) aus einer sog. Bartning-Notkirche des Stammlagers Dachau zusammengezimmert und die Glocke von 1792 im Dachreiter ist einstmals auf unbekannte Weise von Breslau nach Ludwigsfeld „geflüchtet“. Aber ein besonders Ereignis war für alle Ludwigsfelder, als der Dalai Lama 1973 den buddistischen Tempel der Kalmücken in der Rubinstraße besucht hat, die als westmongolischer Stamm vor Kriegsausbruch am Unterlauf der Wolga ansässig waren.
Einzug in der Smaragdstraße im Winter 1952/53
Ein Kuriosum, seit Anbeginn der Wohnsiedlung, war in der angrenzenden DP-Barackenstadt, neben der Baracke 21 (Schule), die sog. „Kirchen-Baracke“ (Nr. 22). Friedlich unter einem Dach hatten hier Wand an Wand die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die evangelisch-lutherische Kirche, ein tibetisch-buddistischer Tempel und ein muslimischer Gebetsraum als Moschee eine erste Bleibe gefunden und das ist sie mehr als zehn Jahre auch geblieben. Der Blick aufs Wesentliche im Leben hatte die Menschen auch in ihrer seelischen Not zusammen geschweißt.
Die Künstler haben mit ihren Kunstwerken in der Ludwigsfelder Wohnsiedlung unaufdringlich versucht, den vielen Menschen eine ermutigende Perspektive zu geben. Etwa die Naturstein-Stehle von Elmar Dietz, auf der das Goethe-Wort „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“ und das Echo-Lied „Wie lieblich schallt durch Busch und Wald des Waldhorns süßer Klang“ von Friedrich Silcher eingemeißelt sind. Max Lachners tiefgründige Motive der Erkerbemalung in der Achatstraße sind als Allegorien zu verstehen, wenn der „Fuchs mit der Gans tanzt, anstatt sie zu fressen“. Professor Henselmann hat sich bewusst etwas gedacht, als er eben kein Streitroß, sondern einen Esel aus Bronze für die Kinder gegossen hat, denn auf dem Rücken des geduldigen Lastentieres kommt der Mensch auch im unwegsamen Gelände zurecht.
Für die Jüngeren ist Ludwigsfeld Heimat geworden, für die älteren Bewohner ein Zufluchtsort, bestenfalls ein Zuhause, denn von Heimat wissen besonders jene zu erzählen, die sie verloren haben. Unterschiedlichste Ethnien und Mentalitäten mit ihrer Geschichte in einer fast dörflichen Gemeinschaft haben im Laufe widriger Zeiten dennoch Identitäten geschaffen und Integration ohne viel Aufhebens gelingen lassen. Das ist die Intention der Ausstellungsmacher, die einzigartige Geschichte der Ludwigsfelder wieder bildhaft vor Augen zu führen und ihr ein Gesicht zu geben. Etwa an den Kaukasier Ibrahim Gacaoglu zu erinnern, der dank glücklicher Fügung in den Nachkriegstagen seine Soldaten vor der „Lienzer Kosakentragödie“ bewahren und damit ihr Leben retten konnte. Einer der späteren Wegbereiter der Muslime in München.
Die Wohnsiedlung Ludwigsfeld ist in München auch mit ihren funkelnd anmutenden und wohlklingenden Straßennamen keine Edelstein-Siedlung, sondern eher „ungeliebtes Glasscherbenviertel“. Das hat die schützenswerte Bewohnerstruktur dann auch in der Folgezeit zu spüren bekommen, nachdem die Wohnungen samt und sonders 2007 im Zuge einer Privatisierungsaktion vom ehemaligen Eigentümer, der Bundesvermögensverwaltung, an die gewerblich tätige Patrizia AG veräußert wurden. Selbst noch heute werden nach den bitter gemachten Erfahrungen Fragen laut, dass es für die Stadt München geradezu ein Gebot der Stunde gewesen wäre, erfolgreich dafür Sorge zu tragen, damit dieser Deal nicht zustande kommt. Es war abzusehen, dass der Erwerber keine gemeinwohlorientierten oder gar hehren caritativen Ziele verfolgen wird. Aber damit nicht genug, denn die Dinge haben sich in diesem Jahr mit dem Verkauf von rund 32.000 GBW-Wohnungen an die Patrizia AG erneut im Freistaat Bayern wiederholt. Hat das etwa Methode oder ist der Gedanke zu weit hergeholt?
Es reicht zur Existenzsicherung nicht aus, lediglich ein Dach über dem Kopf zu haben, es muß auch bezahlbar sein und bleiben, wenn nach wie vor „Leben und leben lassen“ Gültigkeit hat. Das ist bei den Ludwigsfeldern immer im Bewußsein geblieben, denn wer den brutalen NS-Terror selbst als abgestempelter Untermensch überlebt hat, weil er mit dem nackten Leben davon gekommen ist, muß die Sinnhaftigkeit von Toleranz nicht durchbuchstabieren, sondern kann sie ganz selbstverständlich an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Das könnte auch als Fingerzeig verstanden werden, warum schon seit über 60 Jahren eine multikulturelle Gemeinschaft innerhalb der Stadtgrenzen beheimatet ist. Und was heißt das für eine sich zusehends globalisierende Stadtgesellschaft? Sich ein Herz fassen und den reichen Erfahrungsschatz der Ludwigsfelder heben! Das würde München doch gut zu Gesicht stehen.
Tauno M. Lang
Fotos: Privatarchiv E. Repnikov
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NACHWUCHSKONZERT 2014
Das Nachwuchskonzert 2014 war wie schon in den vergangenen Jahren ein voller Erfolg. Einige ganz junge Künstler standen zum ersten mal auf einer Bühne, andere etwas ältere, waren schon im letzten Jahr dabei. Deutlich erkennbar war vor allem dass, der musikalische Nachwuchs unserer kleinen Siedlung Ludwigsfeld wächst.
KUGEL e.V. bedankt sich bei allen Helfern und besonders bei Babsi Schröder für die Organisation sowie die Durchführung des Konzerts.
Weitere Fotos und näheres finden Sie links unter der Rubrik : NACHWUCHS - KONZERT
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Theater International Ludwigsfeld
"VERFLIXTE LIEBELEIEN"
Theater International Ludwigsfeld präsentierte am 12. & 19. Oktober ihr neues Theaterstück "Verflixte Liebeleien". Für den Zuschauer war es eine erfrischende Komödie, bei der man einfach herzlich lachen konnte. Eine lustige Situation folgte der anderen, nur in der Pause konnte man sich vom vielen Lachen etwas erholen, doch dann gings auch schon wieder los.
Die Rollen waren sehr gut besetzt, jeder Darsteller spielte nicht nur, sondern lebte seine Rolle. Es war ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend. Lange nicht mehr so viel gelacht. Gut gemacht Theater International. Hoffentlich gibts bald wieder ein Theaterstück.
Mehr Fotos finden Sie links unter der Rubrik :
TIL - THEATER INTERNATIONAL
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Die Schule in Ludwigsfeld
von
Ewgenij Repnikov M.A.
Bereits 1802 wurde im Beisein von Minister Graf Montgelas zum Andenken an den Schulmann Prof. Sebastian Mutschelle der Grundstein für eine Schule in der Gemeinde Ludwigsfeld gelegt /1802 wurde übrigens auch die allgemeine Schulpflicht in Bayern eingeführt/. In Moosach wurde gleichzeitig die damals dort bestehende Schule aufgegeben und die Einschulung der Kinder nach Ludwigsfeld verfügt.
Die Schule Ludwigsfeld wurde in den Jahren 1803 – 1839 von den Kindern aus Ludwigsfeld, Karlsfeld und Moosach besucht.
1805 besuchten 37 Werktagsschüler.........................
Den gesammten Bericht lesen Sie unter der Rubrik :
GESCHICHTE & DENKMALSCHUTZ ( B )
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Das Schwabenbächl
- ein kleiner Bach mit bewegter Geschichte
von Ewgenij Repnikov M.A.
Als Kinder dachten wir, das Schwabenbächl entspringt in den Kiesbergen beim alten Dorf Ludwigsfeld. Wir wussten ja damals nicht, dass die Kiesberge die künstliche Aufschüttung für den noch in den 30er Jahren geplanten Verschiebebahnhof München-Nord waren.
Tatsächlich aber hat das Schwabenbächl seinen Ursprung im Kleinen See im Nymphenburger Schlosspark, der auch als Pagodenburger See bezeichnet wird. Und so fließt das Schwabenbächl als idyllischer Bach an der in den Jahren 1717-1719 errichteten Pagodenburg vorbei im sog. Pagodenburger Tal durch den Nymphenburger Schlosspark nach Norden, verlässt diesen nach dem Kugelweiher und unterquert die Menzinger Straße.
Und dann fließt der Bach weiter durch................
Den kompletten und sehr interessanten Bericht lesen Sie links unter der Rubrik : GESCHICHTE & DENKMALSCHUTZ ( B )
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50 Jahre Grundsteinlegung der russischen orthodoxen Kirche
zu Ehren des Erzengels Michael in Ludwigsfeld
von
Ewgenij Repnikov M.A.
Am 16. Juni 2013 jährt sich zum 50. Mal die Grundsteinlegung der russischen orthodoxen Kirche an der Achatstr. 14. Die Grundsteinlegung wurde vollzogen von Erzbischof Alexander (Lovtschij). Ihm konzelebrierten Archimandrit Ioann (Peterfalvy), Protopresbyter Vasilij Vinogradov und Erzpriester Sergij Matwejew.
Ein geschichtlich sehr interesanter Bericht von Ewgenij Repnikov. Mehr lesen Sie links unter der Rubrik : GESCHICHTE & DENKMALSCHUTZ ( A )
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Russische Kriegsgefangene des 1. Weltkriegs
als Zwangsarbeiter in Ludwigsfeld
von
Ewgenij Repnikov M.A.
Sollte man meinen, dass Zwangsarbeit ein Phänomen des 2. Weltkriegs war, so täuscht man sich. Auch im 1. Weltkrieg wurden zivile Fremdarbeiter und Kriegsgefangene als Ersatz für die fehlenden deutschen Arbeitskräfte in der Industrie, in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch in Handwerksbetrieben eingesetzt. Und dies wird häufig als Probelauf für die Organisation der Zwangsarbeit im 2. Weltkrieg angesehen.
Die für die jeweiligen Arbeiten benötigten Kriegsgefangenen wurden vom Arbeitgeber mit.....................
Der Bericht wurde mit neu entdeckten Fotografien ergänzt.
Lesen Sie mehr über diesen geschichtilch äusserst interesanten Bericht links unter der Rubrik : GESCHICHTE & DENKMALSCHUTZ ( A )
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Der Ludwigsfelder Armreif
– ein Relikt aus der Hallstattzeit
von
Ewgenij Repnikov M.A.
1909 wurde im einstigen Ludwigsmoos am östlichen Rand des Allacher Forsts zwischen Ludwigsfeld und Allach eine bis dahin nicht bekannte und verzeichnete Gruppe von 19 Hügelgräbern festgestellt, wovon 7 bereits ausgegraben waren. Die Gruppe erstreckte sich in einem schmalen Streifen zu beiden Seiten eines Feldsträßchens von Süd nach Nord................
Lesen Sie mehr über die wahrscheinlich ersten Siedler des heutigen Ludwigsfeld links unter der Rubrik :
GESCHICHTE & DENKMALSCHUTZ ( B )
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Die von „Kugel e.V.“ mitveranstaltete Ausstellung „60 Jahre Siedlung Ludwigsfeld“ weckte ein so großes Interesse anderer Organisationen, dass diese Führungen durch die Siedlung Ludwigsfeld anboten, die von „Kugel“-Mitgliedern mit großem Erfolg durchgeführt wurden.
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KZ-Friedhof Karlsfeld
(oder auch: Massengrab München-Karlsfeld bzw. Sammelgrab im ehemaligen KZ-Außenlager Allach)
Recherchiert und verfasst von Ewgenij Repnikov M.A.
Am 5. Januar 1950 besuchte Captain Bonnenfant von der französischen Gräberregistrierungskommission mit Mitarbeitern des städtischen Bestattungsamts das StEG-Lager an der äußeren Dachauerstraße /KZ-Außenlager Allach bzw. OT-Arbeitslager Karlsfeld/, um nach einem Sammelgrab, in dem nach Angaben ehemaliger Lagerinsassen im Mai 1945 französische Staatsangehörige beigesetzt worden waren, zu forschen.
Plan der Grabanlagen nach Angaben ehemaliger Insassen
Die eigentlichen Grabungsarbeiten verzögerten sich aber und fanden erst im August 1950 statt. Mitarbeiter des städtischen Bestattungsamts legten im Beisein einer Untersuchungskommission, der Vertreter verschiedener deutscher Behörden und des US-Landeskommissars für Bayern angehörten, am 10. August 1950 die Fundstelle frei, an der am 2. August bereits ein Skelett entdeckt worden war.
Bei den Grabungen wurde entdeckt, dass sich an der Fundstelle im Nordosten des KZ-Außenlagers Allach bzw. OT-Arbeitslagers Karlsfeld /daher der Name KZ-Friedhof Karlsfeld/ mehrere Gräber mit vielen Skeletten befanden. Bei der Untersuchung der Skelette wurde anhand der gefundenen Schuhe und Kleidungsreste festgestellt, dass es sich um ehemalige KZ-Insassen handeln musste.
Freilegung und Kennzeichnung der Einzel - und Sammelgräber
Während der Untersuchungen wurde der ehemalige deutsche Kriegsgefangene Horst Hillert einvernommen. Er war im Oktober 1945, aus Italien kommend, als Kriegsgefangener in das ehemalige OT-Lager Karlsfeld eingewiesen worden und bis April 1946 in der letzten Baracke, in unmittelbarer Nähe der Fundstelle untergebracht.
Laut seiner Aussage befand sich auf dem neben und hinter der Baracke liegenden Freigelände innerhalb des Lagers ein Friedhof mit ca. 40-50 Gräbern. Nach den Inschriften auf den einzelnen Holzkreuzen habe es sich nur um jüdische Gräber handeln können.
Es handelte sich aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur um jüdische Gräber. Dies widerspricht auch den Aussagen ehemaliger Lagerinsassen (s. o.). Wer konkret und zu welcher Zeit in diesen Gräbern bestattet wurde, konnte aber im Laufe der Nachforschungen nicht festgestellt werden.
Laut Hillert waren die Gräber noch Ende 1945, durch die Amerikaner, planiert und die darauf befindlichen Holzkreuze verbrannt worden. Diese Gräber sind wohl bei den Grabungen im August 1950 wiederentdeckt worden. Die Skelette wurden, teilweise in Särgen gebettet, wieder in die Gräber zurückgelegt, und das Gelände auf Anordnung des damals zuständigen Bayerischen Landesentschädigungsamts gesperrt. Überwacht wurden die Grabungsarbeiten von Phillip Auerbach, Präsident des Bayerischen Landesentschädigungsamts und Staatskommissar für rassisch, religiös und politisch Verfolgte und jüdischen Glaubens.
Aus den Gräbern wurden Fundstücke geborgen, die bei eventuellen Identifizierungen helfen sollten, und in das Zentralamt für Kriminal-Identifizierung und Polizeistatistik des Landes Bayern gebracht.
Zu den Toten gehörten sowohl Opfer einer Typhusepidemie als auch Patienten und das Personal der Revierbaracke, die sich im nordöstlichen Eck des Lagers, eben genau neben dem Massengrab, befand, die durch den Beschuss eines amerikanischen Panzers am 30. April 1945, also am Tag der Befreiung, umgekommen waren.
Das städtische Bestattungsamt führte im gesamten Monat August 1950 Arbeiten, auch mit einem Bagger, zur Auffindung, Freilegung und Kennzeichnung der 14 Grabstätten durch und stellte 20 Särge und 73 Gebeinkisten für die Bestattung der Skelette zur Verfügung.
Ab Dezember 1950 wurde der KZ-Friedhof (oder: Behelfsfriedhof) Karlsfeld hergestellt und gestaltet. Die erste, aus Regensburg stammende, Firma führte jedoch die Arbeiten sehr nachlässig durch, so dass eine Münchner Firma den Friedhof im September 1951 würdevoll gestalten musste. Laut einem Bericht der "Abendzeitung" vom 22. Dezember 1950 war ein Grab nur mit Wellblech provisorisch zugedeckt.
Die Anlage war von einem Holzzaun umgeben und bestand aus zwei Gräberfeldern im Ausmaß 10x4 m und einem Grabfeld im Ausmaß 3x3 m mit guter Rasendecke und je einem Blumenbeet. In der Mitte befand sich ein kleines Holzkreuz mit der Aufschrift "Unbekannte Häftlinge 1945", und um die Gräberfelder führten saubere Kieswege. Die Gesamtgröße der Anlage betrug 360 qm.
Mit Holzzaun umgebene Grabanlage
Die Lage des KZ-Friedhofs wurde 1955 offiziell folgendermaßen beschrieben:
Das KZ-Massengrab liegt auf dem Fl. St. Nr. 3686 der Gemarkung Feldmoching, südlich der Granatstraße, östlich der Topasstraße an der Ostgrenze des Fl. St. Nr. 3686. Kartenblatt: NW IV. 3 (1:5000).
Nach Kataster gehörte das Fl. St. Nr. 3686 der Bundesrepublik Deutschland – Oberfinanzdirektion München, Bundesvermögens- und Bauabteilung. Im Grundbuch eingetragen: Bd. 132 Bl. 4049 S. 241 Feldmoching, Fl. St. Nr. 3686, Schlechtfeld /dies war der alte Flurname der Gegend, in der 1942 das KZ-Außenlager Allach und 1952 die Siedlung Ludwigsfeld errichtet wurden/, Grünland zu 23,0383 ha.
Plan der Gartenanlagen / Gestaltung des ehemaligen KZ - Friedhofs
Im August 1952 übernahm die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen die Verwaltung der KZ-Friedhöfe und achtete penibel darauf, dass der Friedhof gut gepflegt wurde. Denn der "schlichte Behelf" wurde laufend von in- und ausländischen Pilgern, vor allem von Franzosen, aufgesucht, die dort auch Feiern abhielten. Diese Pilgerfahrten wurden übrigens von der französischen Regierung finanziert.
Vom 22.6. bis 1.7.1955 wurden mit Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen von der Generaldelegation des französischen Ministeriums für Kriegsopfer 111 Gebeine aus der KZ-Gräberanlage auf dem "städtischen Friedhof München-Karlsfeld" exhumiert. Sie erhielten die Nummern 208-318.
Die Nummern 1-207 waren den Gebeinen zugeteilt worden, die aus dem KZ-Friedhof Feldmoching vom 26.4. bis 5.5.1955 exhumiert worden waren. Hier waren u. a. die Opfer einer Typhusepidemie im März 1945 beerdigt worden. Damals war, laut den Aussagen ehemaliger KZ-Häftlinge, ein großer Transport im Lager eingetroffen, von dem die Hälfte tot war. Diese Gebeine wurden auf dem Leitenberg, Feld A, Reihe 1a bis 4a wiederbestattet. Zwei der Toten wurden am 22.8.1956 nach Frankreich, fünf Italiener am 11.8.1959 auf den Waldfriedhof München überführt.
Alle Gebeine wurden vom Gerichtsarzt der französischen Mission in einem zur Verfügung gestellten Raum des Krematoriums des ehemaligen KZs Dachau und in einem Zelt auf dem Leitenberg untersucht, und die Toten vom KZ-Friedhof Karlsfeld wurden anschließend auf dem KZ-Ehrenfriedhof Dachau-Leitenberg auf Feld A, Reihe 4a bis 5b, unter Grab Nr. 208 bis 318 endgültig wiederbestattet.
Der KZ-Friedhof Karlsfeld wurde aufgelassen und ausplaniert. Wo er sich 1945-1955 befand, ist jetzt unweit davon die Südostecke des Fußballplatzes des TSV Ludwigsfeld.
Bereits 1948 war ein Gemeinschaftsgrab auf dem Gelände des KZ-Außenlagers Allach, in unmittelbarer Nähe der Entlausungsbaracke /an deren Stelle sich seit 1963 die russisch-orthodoxe Kirche zu Ehren des Hl. Erzengels Michael erhebt/, entdeckt worden. Auf Hinweise von Augenzeugen hin wurden am 9.11.1948 75 Skelette exhumiert und am 11.11.1948 auf dem Waldfriedhof in Dachau neu beigesetzt. Die Verstorbenen waren Opfer einer Typhusepidemie am Ende des Kriegs. Von ihnen wurden 68 im Oktober 1957 auf den Leitenberg, Feld E, Reihe 8b und 9a, Grab Nr. 6545 mit 6612, überführt.
Die Leichen aus diesem Gemeinschaftsgrab waren zuerst zu einem Leichenberg aufgehäuft worden (die französische Bezeichnung "charnier" findet sich auf einem handgezeichneten Plan) und am 9. Mai 1945 in dem 4 m langen, 2,5 m breiten und 2 m tiefen Massengrab in der Nähe der Entlausungsbaracke im Beisein eines französischen Geistlichen beerdigt worden.
Bei den Toten handelte es sich um Franzosen und andere Ausländer. Einer der Toten war der Franzose Libertaire Rutigliano, geb. am 19. Dezember 1921 in Kairo/Ägypten, begraben am 9. Mai 1945 im Lager Allach in einem Massengrab. Seine Gefangenennummer lautete 72926.
In der Zeit vom November 1944 bis zum April 1945 wurden übrigens bereits 256 umgekommene Häftlinge des KZ-Außenlagers Allach und des OT-Lagers Karlsfeld auf dem Leitenberg verscharrt. So befinden sich gegenwärtig 635 Tote des KZ-Außenlagers Allach und des OT-Lagers Karlsfeld auf dem Leitenberg.
Im August 2017 wurden 12 "vergessene" Skelette bei archäologischen Grabungen auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Friedhofs Karlsfeld wiederentdeckt. Diese letzten Toten des KZ-Außenlagers Allach wurden am 15. Dezember 2017 auf dem Waldfriedhof in Dachau in einer multireligiösen Zeremonie würdevoll wiederbestattet.
/Quellen: Akten 85 und 111 der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung,
jetzt in der Stiftung Bayerische Gedenkstätten bzw. Gedenkstätte Dachau,
Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat 2534,
Stadtarchiv München, Bestattungsamt 377/
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Regierungslager Ludwigsfeld und Bundesauswandererlager München - Karlsfeld
(Copyright : BayHStA, MArb LaFlüVerw 939.)
Ein ausserordentlich interessanter Bericht, recherchiert und verfasst von Ewgenij Repnikov, über den Umbau bzw. die Sanierung des ehemaligen KZ - Aussenlagers Allach, sowie den Bau des Kantinengebäudes (später Spaten - Gaststätte und Kino). Dazu viele zum ersten Mal veröffentlichte Fotos aus den Jahren 1950 / 51. Der Bericht wurde von Herrn Repnikov updated und auf den neuesten Stand gebracht.
Für alle an der Geschichte Ludwigsfelds interessierten Menschen ist dieser Bericht ein Muss.
Zum Bericht bitte links die Rubrik :
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